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Veranstaltungsarchiv 2013

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Abiturienten des Johannes-Althusius-Gymnasiums
Die Abiturienten des Johannes-Althusius-Gymnasiums, Frieso Eilers und Jasper Mührel (von rechts) sprachen zu dem Thema "Denk ich an Europa…" aus der Sicht junger Menschen. An der Podiumsdiskussion im Gemeindeszentrum der Martin-Luther-Kirchengemeinde beteiligt waren Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr (von rechts), der Präsident der Hochschule, Professor Dr. Gerhard Kreutz, Dozentin Dr. Birgit Griese und Professor Dr. Eric Mührel. (Foto: Dr. Hannegreth Grundmann)

"Denk ich an Europa"
Gemeinsames Forum des Sprengels und der Hochschule gestartet


öso. Emden. Rund 40 Personen aller Altersgruppen trafen sich zu einem Diskussionsforum im Gemeindezentrum der Martin-Luther-Kirchengemeinde Emden. Es war die Auftaktveranstaltung eines gemeinsamen Forums zu aktuellen gesellschaftlichen Fragestellungen. Der Evangelisch-lutherische Sprengel Ostfriesland und die Hochschule Emden/ Leer geben nun zweimal im Jahr an unterschiedlichen Orten die Gelegenheit zur Diskussion.

Der Präsident der Hochschule, Professor Dr. Gerhard Kreutz, bedauerte in seiner Begrüßung, dass das Thema "Europa" derzeit im Wesentlichen auf die Finanzkrise beschränkt würde. Insbesondere im Hinblick auf die aktuelle Medienberichterstattung warnte er vor allzu großer Emotionalität. Nüchternheit sei erforderlich für diesen komplexen Sachverhalt, sonst ginge vieles verloren. Er betonte, dass das Zusammenleben in weiten Teilen Europas durch eine mehr als 60 jährige Friedenszeit geprägt sei.

Europa ermöglicht Jugendlichen Chancen

Die beiden Abiturienten Jasper Mührel und Frieso Eilers stellten in ihren kurzen Impulsreferaten eindrucksvoll das Lebensgefühl der jungen Generation in Europa vor. "Europa ermöglicht uns Jugendlichen Chancen!", so Jasper Mührel. Ausbildungs- und Arbeitsmöglichkeiten in ganz Europa seien eine Selbstverständlichkeit. Es gehöre zur Normalität, kein Geld umzutauschen, wenn man in ein anderes Land fährt, und keine Ausweise vorzuzeigen.

Selbstverständlich sei auch das Aufwachsen in einer Demokratie geworden. Europa gebe Sicherheit. Frieden und Meinungsfreiheit gebe ihm das Gefühl von Schutz, so Jasper Mührel. Europa sei für ihn eine Gemeinschaft mit gleichen Werten und ist an die Charta der Menschenrechte gebunden. "Es ist die Aufgabe junger Menschen, sich dafür dankbar zu zeigen", so Mührel.

Frieso Eilers veranschaulichte mit seinem Beitrag das Motto der Europäischen Union: "In Vielfalt geeint". Seine Generation sei mit dieser Vielfalt aufgewachsen und habe sich schon daran gewöhnt. Diese Vielfalt sehe er als Schlüssel zum Erfolg und zur Zufriedenheit.

"Wir leben schon immer in einer europäischen Gesellschaft", betonte Professor Dr. Eric Mührel, Sozialwissenschaftler an der Hochschule Emden/Leer. Egal, wie es in Europa weitergehe, eine europäische Gesellschaft werde immer weiter bestehen. Er ging der Frage nach einem europäischen Kulturbewusstsein und einer europäischen Kultur nach. Beides sieht er als Voraussetzung für einen politischen Einigungsprozess. Die europäische Kultur habe immer periodische Krisen erlebt.

Sie baue aber stets auf den Grundgedanken des Humanismus und Liberalismus auf, auch sei Europa offen für jeden, der sich darauf einlassen könne. Europa zeichne eine reine Dynamik aus. Als sozialer Raum sei Europa bis heute von der Vielfalt in Einheit geprägt.

Besonders betonte Professor Mührel die Herausbildung einer Erinnerungsgemeinschaft. Dem dialogischen Erinnern entspringe eine Zukunft verändernde Kraft. Dies bilde den kulturellen Rahmen Europas. Er warnte davor, allein die Wirtschaft als Gesetz der Europäer zu sehen, und rief zu einer kulturellen Selbstvergewisserung auf.

Kultur durch Religion

"Denke ich an Europa, denke ich an die schönen Kirchen", sagte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr. Kultur ohne Religion gebe es nicht. Und er fuhr fort: "Denke ich an Europa, kann ich es mir nicht ohne Christentum vorstellen. In den 46 europäischen Staaten seien etwa 75 Prozent der Europäer Christen, vor allem katholisch, protestantisch und orthodox. Für ihn sei es ein Kontinent, in dem alle Konfessionen und auch Konfessionslose nebeneinander leben können.

Viele heute selbstverständliche Grundlagen des säkularen Staates wurzeln im Christentum. Dazu zählten die Achtung vor der Menschenwürde, die Gewissenentscheidung und die Suche nach sozialer Gerechtigkeit. "Der Staat kann sich diese Voraussetzungen nicht schaffen. Sie müssen kulturell und insbesondere durch die Religionen geschaffen werden", so Klahr. Der Glaube bewege Christen, Verantwortung über die Grenzen hinweg wahrzunehmen. "Das Christentum ist in unserem Jahrhundert ökumenisch oder es hat keine Zukunft."

Das Evangelium schließe die Aufgabe ein, über Grenzen hinweg Verbindung aufzunehmen. Das zeigten auch die kirchlichen Partnerschaften und die Vereinigungen von Kirchen in Europa, die Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE). Stärker als bisher sieht Klahr die Aufgabe des Protestantismus darin, gemeinsam europäisch auf dem Weg zu sein.

Das sich anschließende Gespräch mit den Besuchern des Forums wurde moderiert von Dr. Birgit Griese von der Hochschule Emden/ Leer. Es brachte weitere interessante Aspekte, u.a. auch den Einwand, Europa dürfe nicht automatisch mit der Europäischen Union gleichgesetzt werden. Auch kritische Aspekte wurden aufgegriffen, ob zum Beispiel der Wohlstand Europas auf der Armut anderer Länder aufbaue. Und das Problem des Ungleichgewichts von Bildung und Einkommen innerhalb Europas wurde angesprochen.

Es gab viele Anregungen, sich mit diesem Thema weiter zu beschäftigen. Als bereichernd erfahren wurde die generationenübergreifende Diskussion. Die Älteren hatten ganz andere Erfahrungen mit dem Thema "Europa" als die Jüngeren und zeigten sich beeindruckt, wie selbstverständlich die Jugendlichen nun mit einer europäischen Perspektive aufwachsen.

(April 2013)

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