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Veranstaltungsarchiv 2012

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Orgel in Marienhafe
Anlässlich des Jahres der Kirchenmusik 2012 besuchte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr (links) die Organistin Jutta van Hülsen an der Orgel in Marienhafe (2.v.l.) und überreichte ihr als Andenken einen Sitzwürfel, auf dem unter anderem Johann Sebastian Bach und Martin Luther abgebildet sind. Mit dabei waren Orgelrevisor Reinhard Ruge (3.v.l.), Pastor Eskil Wohlberg (2.v.r.) und Pastorin Etta Kumme (rechts). (Foto: Hannegreth Grundmann)

Ostfriesen sind qualitätsbewusst und orgelbegeistert
Landessuperintendent Dr. Klahr würdigt Organisten und Orgellandschaft Ostfriesland im Jahr der Kirchenmusik


öso. Marienhafe. "Gottesklang - Allein Gott die Ehre" ist das Motto im Jahr der Kirchenmusik, mit dem sich die Landeskirche Hannovers im Jahr 2012 inhaltlich auf das große Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet.

Aus diesem Anlass besuchte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr die Orgel in Marienhafe. "In Marienhafe ist die vollständigste Barockorgel in Ostfriesland zu finden", erklärte ihm Reinhard Ruge, der früher Kantor und Organist an der Ludgerikirche in Norden war und seit 1973 Orgelrevisor für den Sprengel Ostfriesland. "Von ihren 20 Registern sind 18 im Original erhalten. Sie gehört zu den ganz besonderen Kleinoden der ostfriesischen Orgellandschaft", fährt er begeistert fort.

Den Klang der Orgel beschreibt Ruge als einen frischen und farbigen Klang mit besonders lieblichen Flötenstimmen. Diese Klangschönheit habe der bekannte Orgelrestaurator Jürgen Ahrend aus Leer mit der umfassenden Restaurierung 1966 durch die Kunst des Intonierens geschaffen. Davon konnte sich auch Dr. Klahr überzeugen, als die Organistin Jutta van Hülsen die Orgel mit ausgewählten Musikbeispielen in ihrer Klangvielfalt vorstellte.

"Weil die Orgel so schön ist, konnte ich hier nicht weggehen", sagte Jutta van Hülsen. Mit 19 Jahren trat sie die Organistenstelle in Marienhafe an und ist nun seit 45 Jahren Organistin in der Evangelisch-lutherischen Marienkirche. "Diese Orgel fasziniert mich durch ihre einmalige Klangschönheit und weil der originale Klang erhalten ist", strahlte van Hülsen.

Der Regionalbischof dankte ihr für ihren treuen Dienst. Mit ihrer Musik gebe sie Gott die Ehre und stärke zugleich den Glauben der Gemeinde. Der Orgelklang gehe durch den ganzen Körper. Manche Register hören sich an wie von Menschen geblasene Flöten, so Dr. Klahr. Das könne daran liegen, dass in dieser Orgel mit den vier Original-Bälgen eine originale Windversorgung gegeben ist. Das sorge für die besondere Lebendigkeit, erklärte Ruge. Neuere Orgeln hingegen haben eine eher starre Windversorgung. "Die Keil-Bälge lassen sich auch noch wie in früheren Zeiten mit den Füßen treten", sagte Ruge und schon stand der Landessuperintendent auf den großen Holzplanken, um sie zu bewegen.

Die Orgel in Marienhafe wurde in den Jahren 1710-13 von Gerhard Holy aus Esens erbaut. Es gibt Hinweise darauf, dass er bei dem berühmten Orgelbauer Arp Schnitger in Hamburg gelernt hat.

Die beiden einzigen Holy-Orgeln, die es noch gibt, sind in Dornum und Marienhafe zu finden. Der Reichtum der Orgellandschaft Ostfrieslands zeige, so Ruge, dass die Ostfriesen qualitätsbewusst und Orgel begeistert waren.

Mit einem Bestand von weit mehr als 100 bedeutenden Orgeln aus sechs Jahrhunderten gehört Ostfriesland zu den reichsten Orgellandschaften Europas. In der Evangelisch-reformierten Kirche zu Rysum ist die älteste spielbare und im Grundbestand erhaltene Orgel der Welt aus dem Jahr 1457 erhalten.

Armut und Traditionsbewusstsein schließlich hätten Mitte des 19. Jahrhunderts dafür gesorgt, dass diese alten Orgeln erhalten blieben, denn als es modern wurde, sinfonische Orgeln zu bauen, war kein Geld da. In dieser Zeit waren die Ostfriesen ärmer als in der Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert.

"Auf die Tradition und Vielfalt der Orgeln in unseren Kirchen können wir nur mit großer Dankbarkeit und Freude schauen. Zu Recht wird die Orgel als 'die Königin' unter den Musikinstrumenten bezeichnet, denn sie vereint in sich den Klang eines ganzen Orchesters und gibt mit ihrem Klangreichtum unseren Gottesdiensten festlichen Charakter", sagte Klahr. Es käme in unseren Tagen darauf an, dass auch jungen Menschen die Orgel als faszinierendes Musikinstrument nahe gebracht und bei ihnen die Freude am Orgelspielen gefördert wird, so der Regionalbischof.

Pastor Eskil Wohlberg berichtete von der letzten Orgelrestaurierung im Umfang von 70.000 Euro im Jahr 2010. Das Geld hat die Kirchengemeinde mit Hilfe verschiedener Sponsoren eingeworben. Nötig wurde die Restaurierung, weil Pfeifenfüße vom Bleifraß befallen waren. Dabei zerfrisst säurehaltige Luft durch Korrosion die Füße der Bleipfeifen. Der Orgelbauer Hendrik Ahrend aus Leer hat in 170 Pfeifen neue Pfeifenfüße eingearbeitet. Außerdem habe Dietrich Wellmer die Farbfassung des Gehäuses ergänzt.

Im kommenden Jahr feiert die Kirchengemeinde in Marienhafe das 300-jährige Jubiläum der Holy-Orgel.

(Juli 2012)

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