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Veranstaltungsarchiv 2015

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Landessuperintendent Dr. Klahr (Mitte) mit Sietze de Vries (links) und Professor Dr. Eric Mührel in der Kulturkirche Martin-Luther in Emden
Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr (Mitte) bedankte sich bei dem Konzertorganisten Sietze de Vries aus Groningen für seine musikalischen Bildinterpretationen (links) und bei Professor Dr. Eric Mührel (rechts) für seinen philosophischen Vortrag zu den Bildern von Hermann Buß. (Foto: Hannegreth Grundmann)

Zwei Interpretationsweisen - Vortrag und Orgelmusik
Begleitveranstaltung zur Ausstellung "Horizonte" in Emden


Zwei Interpretationsweisen der Bilder von Hermann Buß erlebten die 70 Besucher der letzten Begleitveranstaltung der Ausstellung "Horizonte. Bilderwelten von Hermann Buß" in der Kulturkirche Martin-Luther in Emden.

Professor Dr. Eric Mührel, Vizepräsident der Hochschule Emden/Leer, hielt einen Vortrag zum Thema "Gott im Angesicht der schweigenden Horizonte. Leben und Glauben in einer absurden Welt". Damit brachte er Sichtweisen verschiedener Philosophen aus unterschiedlichen Jahrhunderten mit den Bildern von Hermann Buß ins Gespräch und nahm mit den Begriffen "Horizonte" und "absurde Welt" Motive aus den Bildern auf.

Im Zentrum des Vortrags stand der Mensch mit den Fragen nach seiner Existenz mit oftmals absurden Lebenswirklichkeiten. Mührel sprach Gedanken aus, wie sie im Umfeld der Buß-Bilder entstehen können. Die zentrale Frage, "Gibt es einen Gott im Angesicht dieser schweigenden Horizonte?", zog sich durch die drei Vortragsteile, die jeweils von Orgelmusik gerahmt wurden. Vortrag und Musik stellten sich in hervorragender Weise auf die realistisch anmutenden Bilder mit ihren surrealistischen Elementen ein.

Beide Akteure des Abends verstanden es, Elemente aus den Bildern aufzugreifen und sie in ihrem Sinne zu interpretieren. "Es zeigt sich, dass Kunst in der Kirche interessante und neue Perspektiven ermöglicht", sagte Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr.

Konzertorganist Sietze de Vries aus Groningen interpretierte sechs Bilder der Ausstellung in der Kulturkirche mit eigenen Improvisationen. Dabei entstand eine Einheit von Bild und Ton. Dies sei etwas ganz Besonderes und habe er in dieser Weise noch nie erlebt, so Klahr. Der Organist habe sich die Bilder von Hermann Buß angesehen, sich von ihnen inspirieren lassen und seine Interpretation der Bilder auf musikalische Weise dargeboten. Dabei brachte er die Beckerath-Orgel auf meisterhafte Weise zum Klingen, sagte der Regionalbischof.

Mit der Interpretation des Bildes "Überfahrt II", in dem ein mit Menschen angefülltes Ruderboot ohne Ruder sich auf dem Weg zu einer einsamen Felseninsel befindet, schien der Musiker die heutige Flüchtlingssituation aufzugreifen.
Zu dem Bild "Lands` End", das drei Grundmauern der Ruine einer Kathedrale auf einer einsamen Insel zeigt, entführte der Organist die Zuhörer in die Kathedrale selbst. Tonabflogen erklangen wie Gespräche, die über Jahrhunderte hinweg innerhalb der Mauern stattgefunden haben, oder Akkorde deuteten auf die dort gesungenen Choräle hin.
In dem Stück "Stilles Land - geordnet" zogen hohe Töne wie klirrendes Eis über die Schneelandschaft der Buhnen im Watt und tiefere Töne strahlten in einem gleichmäßigen Rhythmus die tiefe Ruhe aus, die das Bild zeigt.
Im "Dalbenlabyrinth II" trugen ruhige Töne den Betrachter wie das dort abgebildete leere Boot über die schwarze See. Eine quirlige und überwältigende Virtuosität, mal aufbrausend, mal zurückhaltend, brachte den Sturm im Gemälde "Stürmischer Tag" zum Ausdruck.
Im Sturm erklangen Melodiefetzen eines Chorals, die in den Choralsatz übergingen und darin zur Ruhe kamen.
Dieser Choral, "Von Gott will ich nicht lassen, denn er lässt nicht von mir", wurde im letzten Stück des Abends (Otzum - Elegie: Das Ende) wieder aufgegriffen und schien wie eine Zwiesprache des Organisten mit den durch den Vortrag aufgeworfenen philosophischen Fragen, die in den vielen Dissonanzen erschienen, aber letztlich von dem Choral in einer abschließenden Harmonie beantwortet wurden.

Die Ausstellung und ihre Begleitveranstaltungen sind anlässlich des EKD-Themenjahres 2015 "Reformation - Bild und Bibel" in Kooperation des Ostfriesischen Landesmuseums Emden, des Evangelisch-lutherischen Sprengels Ostfriesland-Ems und der Kulturkirche Martin-Luther Emden organisiert.

(November 2015)

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