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Veranstaltungsarchiv 2015

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Dr. Klahr beim 25-jährigen Jubiläum des August-Gottschalk-Hauses in Esens
Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr sprach ein Grußwort zum 25-jährigen Bestehen des August-Gottschalk-Hauses in Esens. Unter den Gästen war auch einer der wenigen noch lebenden Esenser Juden, Siegfried Weinthal aus Rochester/ USA (Erste Reihe der Ehrengäste ganz links).
(Foto: Anneus Buisman)


Ein lebendiges Haus feiert Geburtstag
August-Gottschalk-Haus in Esens zeigt seit 25 Jahren jüdisches Leben in Ostfriesland


Ein lebendiges Museum ist in 25 Jahren im ehemaligen jüdischen Lehrer- und Schulhaus entstanden. Das betonten beim Festakt zum Geburtstag alle Gratulanten in ihren Grußworten. Benannt ist das Haus nach dem letzten Lehrer der jüdischen Gemeinde in Esens August Gottschalk.

Museumsleiterin Frauke Lüken, aber auch Wolfgang Ritter, der von Anfang an dabei war, und sein Sohn Jens, heutiger Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises Juden und Christen, dem Träger des Museums, betonten, dass das Museum vor 25 Jahren auch gegen Widerstände durchgesetzt worden sei. Frauke Lüken sagte: "Wir können nur feiern, weil mutige und hartnäckige Menschen da waren, die ein Stück Esenser Identität erhalten haben." Heute, so stellte Bürgermeisterin Karin Emken fest, stünde die Stadt ganz selbstverständlich zu dieser Einrichtung.

Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr für die evangelisch-lutherische, Karl Terhorst von der römisch-katholischen und Reinhild Fritsche von der freien-evangelischen Gemeinde betonten die gemeinsamen Wurzeln beider Religionen.

In seiner Rede sagte Klahr mit Worten aus der Verfassung der Landeskirche Hannovers: "Die Landeskirche ist durch Gottes Wort und Verheißung mit dem jüdischen Volk verbunden. Sie achtet seine bleibende Erwählung zum Volk und Zeugen Gottes. Im Wissen um die Schuld unserer Kirche gegenüber Juden und Judentum sucht die Landeskirche nach Versöhnung. Sie fördert die Begegnung mit Juden und Judentum."

Das August-Gottschalk-Haus helfe die Erinnerung an die jüdischen Mitbürger in Ostfriesland wach zu halten und fördert die Begegnung mit der Religion und Kultur des Judentums. Das sei eine bleibend wichtige Aufgabe, sagte der Regionalbischof für den Sprengel Ostfriesland-Ems. "Erinnerung und Gedenken sind wichtig, weil daraus der Widerstand erwächst, sich heute gegen jede Form von Rassismus und Respektlosigkeit gegenüber Menschen aus anderen Nationen oder Menschen mit anderem Glauben zu stellen."

Ari Eisel, Vorstandsmitglied der Oldenburger Synagogengemeinde und in Vertretung seines auch für Ostfriesland zuständigen Rabbiners gekommen, fand es wunderbar, das dort, wo jüdische Kinder unterrichtet worden sind, heute wieder Schüler in einem außerschulischen Lernort lernen.

Wolfgang Freitag, Vorsitzender der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Ostfrieslands, betonte, dass besonders für die ehemaligen ostfriesischen Juden und ihre Nachkommen das Haus ein wichtiger Anlaufpunkt sei, der auch geholfen habe, seinen Frieden mit der ehemaligen Heimat zu schließen. Lebendiges Beispiel dafür war an diesem Tag Siegfried Weinthal, der aus Rochester (USA) angereist war. Er ist einer der wenigen noch lebenden Esenser Juden.

Aus aller Welt kamen weitere Grüße. So schickten die Brüder Wolf aus Brasilien ein Gebetbuch, in das sich ihr Vater 1935 in Esens eingetragen hatte und das ihn über die Stationen Zypern, Palästina bis nach Brasilien begleitet hatte. Weitere Grüße kamen aus Israel und Argentinien.

Hartmut R. Berlinicke, aus Wildeshausen, ein Künstler, der bereits vielfach in unserer Region ausgestellt hat, führte in die mit diesem Tag beginnende Ausstellung mit Radierungen von Gerd Rokahr ein. Rokahr, ein Kenner des jüdischen Lebens in Ostfriesland und auch Gründungsmitglied des Hauses, zeigt auf seinen Drucken, wie tief verwurzelt die jüdischen Mitbürger in Handel und Kultur dieser Landschaft waren. Zusätzlich sind aus der Sammlung Rokahr auch zwölf Lithografien des jüdischen Künstlers Leopold Dick zu sehen.

Katharina Müther begleitete die Festveranstaltung mit jiddischen Liedern zu Akkordeonklängen. Die Veranstaltung schloss mit einer Suppe und einem von Mitgliedern des Ökumenischen Arbeitskreises vorbereiteten Imbiss, beides nach jüdischen Rezepten. Danach gab es eine Führung von Schülerinnen und Schülern der Carl-Gittermann-Realschule durch das "jüdische Esens".

(Juli 2015)

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