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Veranstaltungsarchiv 2014

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Ludgeri-Kirche Norden
Evangelisch-lutherische Ludgeri-Kirche in Norden (Foto: Kirchenkreis Norden)

Norden zwischen Karneval, Gospel und Maidan
Festgottesdienst mit 300 Menschen eröffnet die Visitation in Norden


kkn. Festgottesdienst zum Auftakt der Visitation: Nach zehn Jahren besucht wieder ein Landessuperintendent den Kirchenkreis Norden und die zentrale Ludgeri-Gemeinde - und 300 Menschen feierten mit! Dr. Detlef Klahr (Emden) zeigte sich von Fülle und Freundlichkeit in Norden beeindruckt: Nach seiner Visitations-Ansprache gab es spontanen Applaus: "Das habe ich ja noch nie erlebt!", kommentierte der überraschte Regionalbischof.

Bis auf den letzten Platz war das Kirchenschiff gefüllt, als die Ludgeri Gospel Singers (Leitung: Hanno de Vries) mit "Let´s sing a Song" den Gottesdienst eröffneten. Superintendent Dr. Helmut Kirschstein freute sich darüber, dass offenbar viele "Karnevalsflüchtlinge" der besonderen Einladung gefolgt waren: "Starten Sie den Tag mit dem Gottesdienst in der Ludgerikirche", hatte es in einem Sonder-Prospekt der Kurverwaltung Norddeich geheißen. Auch wenn es in diesem Gottesdienst "keine dünnen Karnevals-Scherze" gebe - dass der Norder Tourismus mit dem Hinweis "Eintritt frei" für diesen Gottesdienst werbe, offenbare schon einen "besonderen Humor", so der Superintendent unter dem Gelächter der zahlreichen Zuhörer.

Für den beschwingten Fortgang sorgte einmal mehr der Gospelchor, und selbstverständlich trug auch Kantor Thiemo Janssen an der Arp-Schnitger-Orgel dazu bei. In seiner Festpredigt griff Superintendent Dr. Kirschstein den vorgetragenen Gospel vom "Awesome God" (also: dem "Ehrfurcht gebietenden Gott") auf: Anscheinend könne man diese beeindruckende Stärke Gottes auch vergessen. Das sei offenbar schon zur Zeit Jesajas passiert, so dass der Prophet den erklärten Willen seines "gewaltigen" Gottes einklagen musste: den Willen zur sozialen Gerechtigkeit.

Die prophetische Anklage traf seinerzeit nicht etwa die Armen, sondern die Schwerreichen. Kirschstein kritisierte in diesem Zusammenhang die aktuelle Situation in Deutschland. Hier sei das Vermögen so ungleich verteilt wie in keinem anderen Land der Europäischen Union. Auch globale Börsenspekulationen mit Grundnahrungsmitteln seien ein "himmelschreiender Skandal" - "waren Sodom und Gomorrha eigentlich schlimmer?"

Für den Propheten Jesaja sei allerdings die Frage entscheidend, wo eigentlich Gott zu finden sei in dieser Welt der ungleich verteilten Güter. "Wie kommt Gott uns nahe - wie kommen wir Gott nahe?" Diese Frage ließe sich auch heute nur im Einsatz für Gerechtigkeit, Freiheit und Menschenwürde beantworten. Beispielhaft die Ereignisse auf dem Maidan in Kiew! Während noch gemeinsam Barrikaden gebaut wurden, sangen die Menschen Choräle: "Weil wir uns Gott nahe fühlen und für die gerechte Sache einstehen", hieß es in einem Interview. "Arbeit für eine bessere Welt" lasse uns allerdings nicht nur beim Barrikadenbau Gottes Nähe erfahren - auch beim kirchlichen Einsatz für Kinder und Jugendliche, Alte und Gebrechliche, in der Unterstützung der Tafel wie der Eine-Welt-Arbeit sei Gott spürbar nahe, schloss der Superintendent - "in Norden, wie in Kiew auf dem Maidan".

Ein beeindruckendes Erlebnis war die Abendmahlsfeier mit mehreren hundert Menschen zum einfühlsamen Gesang der Gospel Singers. Dass dem Gottesdienst nichts anderes vorzuziehen sei, daran hatte Landessuperintendent Dr. Klahr mit den Worten des Kirchenlehrers Augustin in seiner lebendigen Visitationsansprache erinnert.

Kirchenvorsteherin Herma Heyken und Pastor Martin Specht beteiligten sich durch Lesung und Gebet am Gottesdienst.


Besuch des Jüdischen Friedfofs
Am Nachmittag besuchte Dr. Klahr gemeinsam mit dem Norder Superintendenten den alten jüdischen Friedhof am Zingel - den größten in Ostfriesland erhaltenen -, wo Pastorin i.R. Almut Holler und weitere Mitglieder des "Arbeitskreises Synagogenweg" charakteristische Einblicke in die jüdische Glaubens- und Lebenswelt vermittelten.

Sie zeigten anhand aktueller Besuche und Beziehungen zu Nachfahren der jüdischen Familien Nordens die gegenwärtige Bedeutung für die Stadt Norden und ihre lebendige Erinnerungskultur auf. Der Regionalbischof zeigte sich beeindruckt von der engagierten Arbeit des Kreises und versprach seine Unterstützung.

Die Visitation dient der Wahrnehmung, der Motivation wie ggf. der Korrektur des kirchlichen Lebens. In den kommenden drei Wochen wird Landessuperintendent Dr. Detlef Klahr zahlreiche Gruppen, Kreise und Veranstaltungen der Norder Ludgerigemeinde und des Kirchenkreises Norden besuchen. Er wird auch an Fachkonferenzen Ev. Rel. an der Conerus-Schule (BBS) und am Ulrichsgymnasium teilnehmen und sich zu Gesprächen mit der Bürgermeisterin und dem Wirtschaftsforum treffen.

(März 2014)

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